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Winzigs Vermutung: Denktriebpreis 2005

Wie funktioniert Glück? Auszeichnung von Beiträgen zum Thema "Denktrieb".

Winzigs Vermutung:
"Jeder neue Sinneseindruck oder Gedanke wird in Beziehung gesetzt zu den bereits im Nervensystem vorhandenen "Mustern". Lassen sich Ähnlichkeiten, d.h. Stimmigkeiten zu vorhandenen Mustern finden, so empfinden wir das im Moment des Erkennens als beglückend. Glück ist jedoch flüchtig, da nur genau in dem Moment, in dem Stimmigkeit zwischen neuronalen Mustern erreicht wird, Glücksstoffe ausgeschüttet werden. Glückserlebnisse setzen daher ein gewisses Maß an auflösbaren Unstimmigkeiten voraus."

Die Vermutung wurde im Rahmen des Denktriebpreises 2005 zur Prüfung bzw. Falsifikation in den Forschungsgebieten ausgeschrieben, die sich mit menschlichen oder tierischen “Denkprozessen” beschäftigen, z.B. Neurologie, Hirnforschung, Verhaltensforschung, Psychologie, Philosophie und Soziologie.

Am von Hennig Scheich geleiteten Leibniz-Institut für Neurobiologie ist es ein Team von Wissenschaftlern um Holger Stark gelungen, anhand von Wüstenrennmäusen ein hirninternes Belohnungssystem bei Problemlösungsstrategien nachzuweisen: Nach einem akustischen Signal wird die eine Hälfte eines zweigeteilten Käfigs kurz unter Strom gesetzt. Nach einiger Zeit stellt die Maus fest, dass sie dem strombedingten Kitzelreiz entgehen kann, wenn sie auf die andere Seite des Käfigs hüpft.

Auch wenn der Zusammenhang zwischen Signal und Strom nicht gleich erkannt wird, beginnt die Maus immer früher zu springen, wenn sie das unangenehme Kribbeln spürt, und merkt irgendwann, dass sie bei einem Sprung gleich nach dem Signal dem Fußkitzeln ganz entgehen kann.

Dieses "Aha-Erlebnis" wird von einem Glücksgefühl begleitet, verursacht durch eine kurzzeitig erhöhte Ausschüttung von Dopamin: Das Gehirn belohnt sich für eine gelungene Problemlösung selbst.

Henning Scheich trifft so im Kern das Thema der Ausschreibung: Ein Aha-Erlebnis, also der Moment, in dem man einen “stimmigen” Zustand erreicht, wird als beglückend empfunden; es setzt jedoch zwangsläufig ein vorhergehendes Problem, eine Unstimmigkeit voraus.

Eine Erkenntnis, die auch mit Grawes Kosistenztheorie konform geht: Gelungene Pychotherapie kann es schaffen, ein frustriertes Belohnungssystem zu reanimieren, indem sie dem Patienten ermutigt, schrittweise einfache Probleme selbst zu lösen.

Förderung: Den jeweils in Höhe von 3.000,- € dotierten Denktriebpreis 2005 erhielten der Hirnforscher Henning Scheich und posthum der Psychotherapieforscher Klaus Grawe